Eine ausgestorbene Spezies mithilfe der Wissenschaft wiederbeleben? Das klingt vielleicht nach einem Hollywoodfilm aus den 90ern, aber mehrere Forschungsgruppen arbeiten wirklich an solch einem Projekt. Wenn es nach der Vision der Forscher aus Seoul und Harvard geht, werden in Zukunft Wollmammutherden bald wieder die sibirische Tundra besiedeln.
Aber ist so etwas wirklich möglich? Dazu möchten die WissenschafterInnen den nächsten Verwandten der Mammuts, den afrikanischen Elefanten, als Leihmutter verwenden. Hierfür soll das Genom des Mammuts in Eizellen von Elefanten eingebracht werden, welche dann in eine Elefantenkuh implantiert werden sollen. Um an das Genom eines Organismus zu kommen, benötigt man nur intakte Zellen. Solche intakten Zellen des Mammuts lassen sich sogar über 10.000 Jahre nach dem Aussterben dieser Tierspezies in tiefgefrorenen Kadavern im Permafrostboden der Tundra finden.
Allerdings hat das Ganze einen Haken: die Zellen sind zwar noch intakt, jedoch ist die DNA ihres Genoms durch Jahrtausende andauernde Exposition mit UV-Strahlen in kleine Stücke fragmentiert.
Um dieses Problem zu lösen und ein intaktes Genom eines Mammuts zu erhalten gibt es zwei unterschiedliche Herangehensweisen. Der Forscher Hwang Woo-Suk, bekannt geworden durch eine gefälschte Studie zum Klonen menschlicher Stammzellen, möchte durch eine noch intensivere Suche ein möglichst intaktes Genom finden und für seine weitere Forschung verwenden. Im Gegensatz zu Hwang möchte der Genetiker George Church in Harvard eine moderne molekularbiologische Methode Namens Crispr/Cas9-Technologie verwenden und so an das vollständige Genom eines Wollmammuts gelangen. Bei dieser Methode werden mit Hilfe von Computerprogrammen die kleinen DNA-Stücke mit dem nächsten Verwandten, dem afrikanischen Elefanten, verglichen und zusammengefügt.
Beide Herangehensweisen haben bereits erste Erfolge gezeigt. Mithilfe besonders gut erhaltener Gewebeproben aus der Tundra konnte bereits 70% des Mammutgenoms entschlüsselt und publiziert werden. Church im Gegenzug gelang es bereits, Mammut-DNA in Elefantenzellen einzubringen.
Allerdings gibt es auch einige ethische Bedenken, was das Vorhaben von Church betrifft, denn auch der afrikanische Elefant ist vom Aussterben bedroht. Ist es also gerechtfertigt, eine Elefantenkuh zu benutzen um ein Mammutbaby anstatt eines Elefantenbabys auszutragen? Hinzu kommt, dass Elefanteneizellen nur alle 5 Jahre reifen und für solch ein Verfahren wie das Einbringen eines Mammutgenoms sicher hunderte, wenn nicht tausende, Eizellen benötigen werden, um ein Ergebnis zu liefern.
Es spricht also technisch alles dafür, dass es bald wieder Mammuts geben könnte. Allerdings müssen dafür auch die ethischen Bedenken behandelt und geklärt werden. Wer und ob jemand den Wettlauf um das erste geklonte Mammut gewinnen wird, ist also noch immer völlig offen.
Quellen:
derstandard.at/wissen 24.03.2015, Klaus Taschwer "Wettlauf um erstes geklontes Mammut"
Wired Science 23.03.2015, Nick Stockton "This Bad-Boy Geneticist Wants to Clone a Mammoth"
Orginalpublikationen:
Kato H., Anzai M., Mitani T., et al.:Recovery of cell nuclei from 15,000 years old mammoth tissues and its injection into mouse enucleated matured oocytes. Proceedings of the Japan Academy, Series B Vol. 85 (2009) No. 7 P 240-247.
Miller W., Drautz D.I., Ratan A., et al., Sequencing the nuclear genome of the extinct woolly mammoth. Nature 456, P 387-390 (2008).
Nicholls H., Darwin 200: Let's make a mammoth. Nature 456, P 310-314 (2008)
Erstellt am: 09.04.2015
s, 15.04.2015