Das Ebola-Fieber ist seit 1976 bekannt - zuvor hatte es bereits im Jahr 1967 die Entdeckung des "Marburg Virus" nach einem Ausbruch in einer Forschungseinrichtung in Deutschland im Rahmen von Versuchen mit Affen gegeben. Doch alle Versuche, Vakzine zu entwickeln, blieben bisher stecken. Einerseits aus methodischen Gründen, andererseits, weil niemand einen "Markt" auf diesem Gebiet sah.
"Das größte Hindernis für Ebola-Virus-Vakzine-Plattformen (EBOV) in der weiteren Entwicklung scheinen die Finanzierung von guter Produktions- und Laborpraxis und die Durchführung von klinischen Studien der Phase I (Sicherheit; Anm.) und Phase II (Dosierung; Anm.) zu sein", schrieben Andrea Marzi und Heinz Feldmann, beide vom Nationalen US-Institut für Allergien und Infektionskrankheiten vergangenes Jahr in den Expert Review Vaccines.
Der Finanzmangel hat laut den Fachleuten handfeste Gründe. "Mit sporadischen Ausbrüchen, die normalerweise nur wenige Menschen in Zentralafrika betreffen, existiert kein wirklich kommerzieller Markt für Ebola-Vakzine. Das lässt das Interesse der Industrie bei der Entwicklung der Impfstoffe zurückgehen", so die Fachleute.
Trotzdem hat es auf experimenteller Ebene schon verschiedenste Entwicklungsversuche für solche Vakzine gegeben. Die US-Arzneimittelagentur FDA hat wegen der Unmöglichkeit einer Wirksamkeitsprüfung an Menschen auch prinzipiell zugestimmt, allfällige Medikamente oder Vakzine auch hauptsächlich auf der Basis von Tierversuchen zuzulassen. Vor allem Rhesus-Affen und Makaken gelten als ein passendes Tiermodell, weil sie eine dem Menschen ähnliche Erkrankung durch Ebola-Viren entwickeln.
Schon kurz nach dem Auftauchen von Ebola, im Jahr 1976 wurde eine experimentelle Vakzine aus inaktivierten Viren an Meerschweinchen getestet. Sie konnten vor einer Infektion geschützt werden. Komplexer war die Entwicklung von virus-ähnlichen Partikeln mit Ebola-Proteinen an ihrer Oberfläche. Auf einer solchen Technologie basiert auch der Impfstoff gegen das Human Papilloma Virus (HPV). Eine Schutzwirkung wurde aber nur für Mäuse und andere Nagetiere belegt. Untersuchungen an Makaken oder Rhesus-Affen waren nicht durchgeführt worden.
Genetisch veränderte und mit Ebola-Virus-Genen "angereicherte" VEE-Viren (Venezulanisches Pferde-Enzephalitits-Virus) schützten Mäuse vor Ebola-Infektionen, ebenso zum Beispiel in einem weiteren Tierversuch 13 (!) Meerschweinchen. Bei Makaken allerdings versagte die Vakzine völlig.
Nur eine DNA-Vakzine - die Injektion soll zur Produktion von Virus-Proteinen führen, gegen die dann der Körper eine Immunantwort bildet - wurde an 20 gesunden Menschen erprobt. Sie erwies sich als sicher, ob das immunologische Ansprechen der Testpersonen für einen Schutz ausreichen würde, ist aber nicht bekannt.
Eine andere Entwicklungsplattform sind genetisch veränderte Adenoviren, die sonst banale Erkältungen auslösen. Sie haben allerdings den Nachteil, dass ein Teil der Menschen so hohe Antikörperkonzentrationen gegen Adenoviren aufweisen, dass sie nicht wirksam werden. Rekombinant hergestellte Viren mit Eigenschaften von Ebola-Viren, genetisch für das Auslösen einer Immunantwort gegen Ebola mutierte Kuhpocken- oder sogar Tollwut-Erreger und ähnliche Strategien wurden bisher nur in Tierversuchen getestet.
So wird es noch lange dauern, bis ein Impfstoff zur Verhinderung von Ebola-Infektionen oder -Erkrankungen einsatzbereit sein könnte. Die US-Fachleute: "Das Ziel für die nächsten fünf Jahre wäre es, zumindest eine der Entwicklungen durch die Zulassung zu bringen und für den Notfall-Einsatz nach Ausbrüchen, nach Import solcher Erkrankungen oder nach Bio-Terrorismus-Attacken auf Lager zu legen." Zunächst sollte man die Vakzine aber vor allem Hochrisiko-Personen, zum Beispiel Ärzten in Infektionsabteilungen, die Ebola-Patienten betreuen, zur Verfügung stellen.
Eine ganz andere Strategie wäre aber die Impfung von Wildtieren, welche Ebola übertragen. Doch auch das ist eher hypothetisch. (APA)
Link: Publikation über APA am 22.08.2014
Originalpublikation:
Marzi A., Feldmann H.:Ebola virus vaccines: an overview of current approaches Expert Rev Vaccines (2014) Apr;13(4):521-31
Erstellt am 28.08.2014
s, 28.08.2014