Anlässlich der Welt-Allergie-Woche fand am 8 April 2014 im Van-Swieten-Saal der Medizinischen Universität Wien die Podiumsdiskussion „Pollenallergie im Fokus“ in statt. Wiener Allergie-ExpertInnen informierten über Serviceeinrichtungen und aktuelle Forschungsinhalte zum Thema und diskutierten anschließend mit den BesucherInnen.
Niesattacken, Nasenkribbeln, gerötete und geschwollene Augen – PollenallergikerInnen merken deutlich, dass die Birkenpollen nach dem vergleichsweise milden Winter heuer früher fliegen als im Vorjahr. Nach Abklingen der Birkenpollen, dem dominantesten Allergen, ist heuer schon ab Ende April mit der Blütezeit des zweithäufigsten Allergens, der Gräser, zu rechnen.
Auch wenn der Begriff „Heuschnupfen“ harmlos klingt, kann eine allergische Reaktion auf Pollen von Bäumen, Gräsern und Kräutern ernste gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Die bei einer Allergie auftretende Entzündung kann von Augen und Nase Richtung Lunge wandern und dort Husten, Bronchitis bis hin zu Asthma verursachen. Laut Angaben von Otto Spranger von der Österreichischen Lungenunion sind aktuell zwischen 1,6 und 2 Millionen ÖsterreicherInnen von Allergien betroffen. Auch die Umweltverschmutzung leistet hierzu ihren Beitrag, da mit Staub- und Schmutzpartikeln überzogene Pollen noch aggressiver wirken. Trotz dieser alarmierenden Zahlen wird die „Volkskrankheit“ Allergie gerne bagatellisiert. Betroffene zögern den Besuch beim Arzt oft hinaus, da sie zumeist nur saisonal betroffen sind und die Beschwerden nur ein paar Wochen im Jahr auftreten.
„Dabei ist es besonders wichtig, eine Allergie möglichst früh zu diagnostizieren und zu behandeln, was in Wien in einer der zahlreichen Anlaufstellen auch gut möglich ist“, betont Prim. Priv.-Doz. Dr. Fritz Horak vom Allergiezentrum Wien West. Hilfe bietet Betroffenen nach dem Feststellen einer vorliegenden Allergie eine Immuntherapie, bei der nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursachen bekämpft werden. Die Immuntherapie wird meist im Herbst, also vor der erwarteten Pollensaison, gestartet. Der Körper wird dabei in bestimmten Abständen mit kleinen Mengen der Allergie-auslösenden Substanz sensibilisiert und so die allergische Reaktion auf Pollen in weiterer Folge abgeschwächt. Tabletten, Tropfen oder Sprays, die vor allem Antihistamin und Kortison enthalten, mildern akut Beschwerden während des Pollenflugs.
Generell rät Horak AllergikerInnen dazu, sich bei Belastungsspitzen im Freien nicht zu sehr anzustrengen. Häufiges Waschen der Kleidung und Duschen nach Allergenkontakt können ebenso zur Linderung der Beschwerden beitragen wie kurzes Stoßlüften der Räume, in denen man sich länger aufhält, und Anbringen von Pollengittern an den Fenstern.
„Beim Auftreten der durch die Allergie verursachten Beschwerden sollte man versuchen, die Belastungsspitzen zu vermeiden“, so Dr. Katharina Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst der Medizinischen Universität Wien. Helfen können dabei die Pollenflugprognose, das Pollentagebuch und die Belastungslandkarte, die von dieser Service- und Forschungseinrichtung kostenlos angeboten werden.
Die Medizinischen Universität Wien ist eine der Einrichtungen, die aktuell in Wien an Allergien forschen. Die Arbeitsgruppe von Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Barbara Bohle, Leiterin des Instituts für Pathophysiologie und Allergieforschung, beschäftigt sich hier vor allem mit der Birkenpollenallergie. Bohle und ihre MitarbeiterInnen verwenden für eine laufende klinische Studie im Labor hergestellte und isolierte und somit sehr reine Formen von Birken- und Apfelallergenen. Trotz der unterschiedlichen Allergenquellen können die in Birkenpollen und im Apfel enthaltenen Substanzen hochspezifische Verwechslungs-Reaktionen, sogenannte Kreuzreaktionen oder Kreuzallergien, hervorrufen. Die Ergebnisse ihrer Studie sollen zur verbesserten Diagnose und Therapie von Allergien beitragen.
Zum Abschluss der ExpertInnendiskussion gibt Horak den BesucherInnen noch einmal eine Empfehlung mit nach Hause: „Allergien müssen so früh wie möglich diagnostiziert und behandelt werden. Nur so kann man schwerwiegende Spätfolgen vermeiden.“ Und Bohle appelliert an die Politik: „Die Unterstützung der Grundlagenforschung muss auch in Österreich gesichert sein. Im Fall der Allergien bedeutet eine Kürzung des Forschungsbudgets auch schlechtere Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für Allergiker.“
Erstellt am: 09.04.2014
s, 10.04.2014