Schimpansen am Herd

Bild: Bild: Pixabay, CC0

Das Kochen von Nahrungsmitteln stellt einen Meilenstein in der Evolution des Menschen dar - es wird vermutet, dass diese Ernährungsvariante die Entwicklung eines größeren Gehirns möglich machte, da mit gekochten Nahrungsmitteln deutlich mehr Energie aufgenommen werden kann. Da Hirngewebe extrem viel Energie benötigt, kann so der zusätzliche Bedarf besser gedeckt werden.

Voraussetzung für eine solche Ernährungsweise sind allerdings Geduld, Selbstbeherrschung und Motivation, da die Zubereitung Zeit in Anspruch nimmt - so muss im Gegensatz zu Rohkost auf den Genuss der Nahrungsmittel gewartet werden. Diese grundlegenden kognitiven Fähigkeiten wurden nun erstmals auch bei Menschanaffen gezeigt.

Schimpansen bevorzugen offenbar Gekochtes und nehmen dafür auch zusätzlichen (Zeit-)Aufwand in Kauf.

Im Versuchsaufbau wurden Schimpansen rohe und gekochte Süßkartoffeln in verschiedenen Settings angeboten. Die Tiere konnten durch Zeigen oder Berühren jeweils eine Option wählen. Es zeigte sich, dass sie die gekochte Variante gegenüber der rohen bevorzugten - auch dann, wenn sie darauf warten mussten.

In weiteren Versuchen wurde eine Herdatrappe verwendet. Wurde ein rohes Stück Süßkartoffel oder Karotte in dieser Box "zubereitet", bekamen die Schimpansen anschließend ein gekochtes Stück Gemüse heraus (das zuvor unter einem doppelten Boden versteckt wurde). Als Alternative wurde eine Kontrollbox angeboten, aus der das Futter genauso roh herauskam, wie es hineingelegt wurde. Die meisten Tiere entschieden sich bei diesem Versuch dafür, ihre Nahrung in der Herdbox zubereiten zu lassen - und nicht in die Kontrollbox zu legen oder sie sofort zu fressen. Außerdem waren die Affen zum Teil bereit, ihre Nahrungsmittel in die Herdbox zu tragen, wenn es in der anderen Ecke des Raumes stann oder auch bis zu drei Minuten zu warten, bis der Versuchsleiter die Box in den Raum brachte.

Schimpansen besitzen die zum Kochen notwendigen kognitiven Fähigkeiten.

Die Forscher wollten mit dieser Studie einen Hinweis darauf finden, ob die Kontrolle des Feuers entwicklungsgeschichtlich schnell zum Kochen führte oder ob es der Mensch noch lange in erster Linie als Wärme- und Lichtquelle nutzte.

Die Ergebnisse der durchgeführten Versuche - Schimpansen teilen viele der für das Kochen notwendigen Fähigkeiten mit uns und können einen neuen Weg der Nahrungsverarbeitung in kurzer Zeit erschließen - deuten nun darauf hin, dass bereits die letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Affe diese Fähigkeiten besaßen. Das würde für ein schnelles Erlernen des Kochens sprechen.

Sogar noch vor der Zähmung des Feuers könnte der Mensch natürlich vorkommende Feuerstätten zur Zubereitung von Speisen genutzt haben. Von Schimpansen ist besispielsweise bekannt, dass sie nach Bränden gern geröstete Samen sammeln.

Quelle: APA

Originalpublikation: http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/28...

Artikel erstellt am 9. 6. 2015

s, 09.06.2015