Die Austrian Microbiome Initiative (AMICI) wurde 2016 als Forschungsnetzwerk für Mikrobiomforschung in Österreich gegründet. Die interdisziplinäre Plattform soll MedizinerInnen und ForscherInnen verschiedenster Fachrichtungen vernetzen. Fächerübergreifende Zusammenarbeit ist wichtig, um die nationale Mikrobiomforschung in Österreich zu stärken. Am 23. Februar 2017 lud AMICI erstmals zu einem Symposium in Wien ein. Hochkarätige nationale und internationale WissenschaftlerInnen sprachen vor etwa 200 ZuhörerInnen über verschiedenste Aspekte des Mikrobioms.
Unter der Bezeichnung Mikrobiom werden die faszinierenden mikroskopisch kleinen Lebensformen zusammengefasst, die in und auf dem Körper von Mensch und Tier leben. Billionen von Bakterien, Archaeen, Pilzen und Viren leben in Symbiose mit ihrem Wirt und bringen diesem großen Nutzen. Sie stärken sein Immunsystem, produzieren Vitamine und Nährstoffe und schützen ihn gegen Krankheitserreger. Im Laufe der letzten Jahre hat sich die Wechselwirkung von Mikroorganismen mit ihren Wirten sowie deren Einfluss auf die Gesundheit weltweit zu einem wichtigen Forschungsthema entwickelt. Heute weiß man bereits, dass die individuelle Zusammensetzung des Mikrobioms eines Menschen eng mit Krankheit und Gesundheit assoziiert ist. Entzündliche Darmerkrankungen, Übergewicht, Diabetes, Krebs oder Autismus konnten in engen Zusammenhang mit bestimmten Zusammensetzungen des Mikrobioms gebracht werden. Langfristiges Ziel der Mikrobiom-Forschung ist die Entwicklung neuer Mikrobiota-basierter Diagnoseverfahren, Therapieansätze und Ernährungskonzepte.
Um die komplexe Zusammensetzung des Mikrobioms überhaupt erfassen zu können, war die Weiterentwicklung vieler molekularbiologischer Methoden für die Analyse großer Probenmengen von großer Bedeutung. Am AMICI-Symposium gab es Einblicke in die Rolle moderner DNA-Sequenzierungsverfahren in der Mikrobiomforschung. Die Vortragenden präsentierten außerdem neue Daten, die einen Zusammenhang von Mikroorganismen und Erkrankungen, wie bestimmten Arten von Krebs, entzündlichen Darmerkrankungen oder Allergien, untersuchen. Vielversprechende Ergebnisse aus Experimenten mit Probiotika - das sind Zubereitungen, die lebensfähige Mikroorganismen enthalten - wurden ebenfalls diskutiert. In der Keynote Lecture des Symposiums sprach Ruth Ley über die Weitergabe von Bakterien-Stämmen von einer Generation zur nächsten und über die Assoziation einzelner Bakterien-Arten mit bestimmten Eigenschaften oder Veranlagungen. Weiters wurden der wichtigen Rolle von Pilzen und Viren bei Erkrankungen eigene Vorträge gewidmet.
Der Ort für das zweite AMICI-Symposium steht bereits fest: 2018 wird in Graz über die Wirkmechanismen zwischen Mensch und Mikroorganismen diskutiert.
Dr. Alexander Loy (Universität Wien), Mitorganisator des Symposiums und Geschäftsführer von AMICI, unterstützt Open Science aktuell im Projekt Hungry for Science. Am 23. März 2017 ist der Mikrobiom-Forscher beim Pub Quiz im Club Berlin in Wien vor Ort und steht für Fragen und Diskussionen rund um das Mikrobiom zur Verfügung.
Artikel erstellt am 02.03.2017 von AS
s, 02.03.2017