Schrille Töne lösen Alarmsignale im Gehirn aus
Quietscht die Kreide bei einem Vortrag über die Tafel, folgt darauf meist ein Echo aus dem Publikum, wo einige ZuhörerInnen plötzlich mit aufgestellten Nackenhaaren und verschrecktem Gesicht kerzengerade auf ihren Sesseln sitzen. Warum solche Geräusche von den meisten Menschen als extrem unangenehm empfunden werden, hat nun ein Team aus britischen und deutschen Forschern herausgefunden und in der Fachzeitschrift "Journal of Neuroscience" veröffentlicht. Mithilfe von Hirnscans konnten die Forscher beobachten, dass Geräusche, die in der Tonlage einem hohen Kreischen oder schrillen Schrei entsprechen, ein Alarmsignal im Gehirn auslösen. In der Natur zeigen diese Töne oft Gefahr an, so die Forscher. Das Alarmsignal macht das Hörzentrum noch empfindlicher für diese Töne und verursacht gleichzeitig intensive negative Gefühle, berichten sie. Man zuckt zurück, bekommt vielleicht eine Gänsehaut und möchte sich die Ohren zuhalten. Dabei schaltet sich das für Emotionen zuständige Hirnzentrum ein, der sogenannte Mandelkern (Amygdala), so die Forscher. Er übernimmt die Steuerung der Hörrinde und beeinflusst direkt das Empfinden beim Hören solcher hochfrequenter Quietschtöne. Die Amygdala ist wesentlich an der Angst-Entstehung und dem emotionalen Bewerten und Erkennen von möglichen Gefahrensituationen beteiligt. Sind die Amygdalae in den beiden Gehirnhälften zerstört, führt das zum Verlust des Angst- und Aggressionsempfindens und von mitunter lebenswichtigen Abwehrreaktionen. Möglicherweise können die neuen Erkenntnisse helfen zu verstehen, warum etwa Menschen mit Migräne oder Autismus oft besonders geräuschempfindlich sind, meinen die Forscher. Vielleicht reagiere der Mandelkern bei ihnen besonders stark.
Quellen: APA; Journal of Neuroscience
s, 10.03.2013